Der Monatswechsel war für den Heimat– und Geschichtsverein ereignisreich.
Wir starteten am 29. April mit einem hochinteressanten und spannend gestalteten Vortrag zur Geschichte der Rhein-Sieg-Eisenbahn – in unserem Bereich die Bröltalbahn, die entlang der heutigen B 478 Hennef mit Waldbröl verband.
Am 5. Mai folgte unsere jährliche Mitgliederversammlung – in diesem Jahr sogar zum angekündigten Termin. Der Vortragende war ein Überraschungsgast: Zimmermeister und Restaurator Sascha Nitsche aus Köln-Porz sprang kurzfristig ein und nahm uns 90 Minuten mit in eine spannende Reise in den Fachwerkbau und die Restaurierung älterer oder auch „verpfuschter“ Bauten.
Am 7. Mai folgte nun eine „dreifache“ Exkursion nach Asbach im Westerwald. Zunächst hatten wir mit Herrn Ollig eine Führung durch eine zwar alte, aber 1945 zerstörte und dann wiederaufgebaute St. Laurentiuskirche. Ein Höhepunkt war sicher der Vortrag alter Kirchenlieder mit der Okarina und Texten von Walther von der Vogelweide! Nach der Stärkung mit Kaffee und Kuchen ging’s im Eisenbahnmuseum weiter. Nach der „Theorie“ der Vorwoche gab es Technik zum anfassen, einschließlich der anschaulichen Darstellung, wie Normalspurbahnwagen auf der Schmalspurbahn befördert wurden. Der Museumsver-ein hat noch viel vor und wir wünschen ihm alles Gute. Zum Abschluss lotste uns unser Mitglied Herr Knecht zum Denkmal an die Schlacht bei Kircheib am 17.6. 1796, was unwillkürlich an den jetzigen Krieg erinnerte.
Am 8. Mai konnten wir dann ereignisreiche Tage nach zwei Jahren Abstinenz bei Gesprächen auf dem Frühlingsfest in Neunkirchen ausklingen lassen.
Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat- und Geschichtsverein
Am Freitag, den 25. März brach der Heimat- und Geschichtsverein auf, um mit Wolfgang Eilmes das jüdische Ruppichteroth kennenzulernen. Wir starteten – völlig ungewohnt ohne Listen und Masken – bei herrlichem Sonnenschein an der alten Synagoge. Diese hat Dank ihrer massiven Bauweise den Widrigkeiten des Nationalsozialismus zum Trotz bis heute in ihren Grundzügen überlebt. Das Schicksal dieses Bauwerks führte uns der Heimatforscher Wolfgang Eilmes ebenso nachdrücklich vor Augen, wie das Schicksal vieler jüdischer Familien und ihrer heute noch stehenden Häuser. Heute erinnern schon viele „Stolpersteine“ an die Schicksale der jüdischen Einwohner und weitere, so unser Führer, werden noch folgen. Unsere beeindruckende Führung endete dann auf dem jüdischen Friedhof, dessen kurze Geschichte im Nationalsozialismus ebenso ein abruptes Ende fand! Eine Führung, die zum Nachdenken Anlass gibt! Vieles weitere finden Sie auf der Seite von Wolfgang Eilmes http://www.bilderbuch-ruppichteroth.de.
Hinweisen möchten wir schon jetzt auf unseren Vortrag zur Bröltalbahn am 29. April und den Ausflug nach Asbach am 7. Mai ins Bröltalbahnmuseum. Anmeldung bei Gisela Arnolds (Tel. 2910) möglich.
Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein
Mitglieder und Freunde des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid trafen sich am 7. August vor Schloss Auel – und ich möchte Sie nun mitnehmen auf unseren Rundweg. Zunächst erläuterte Hartmut Benz den Teilnehmern Geschichte und Baugeschichte des ehemaligen Wasserschlosses, dessen Wurzeln in das 14. Jahrhundert zurückreichen.
In früherer Zeit waren die Bach- und Flußniederungen für schwere Fuhrwerke nur wenig zugänglich und so verliefen die Handelswege auf den Höhenrücken – die im Tal gelegenen Orte wurden von dort aus durch Stichwege erschlossen. Ein solcher Weg führte uns steil bergauf Richtung Honrath. Das auf halber Strecke gelegene Haus Windlöck gehört seit 1702 zu Schloss Auel und, so erläuterte Herr Benz, hatte die Größe „eines halben Pferdewerks“ – was man an einem halben Tag mit einem Pferd bewirtschaften konnte.
Nach einem tollen Blick in's Aggertal gen Overath, geprägt auch durch frühindustrielle Bauwerke, erreichte die Gruppe Honrath mit Burg und evangelischer Kirche. Bereits 1554 bzw. 1557 schlossen sich Honrath bzw. Wahlscheid der Reformation an, in dem die Priester nun der protestantischen Lehre und Liturgie folgten. Dies geschah eher „geräuschlos“ – wohl mehr in Pragmatismus statt alsGlaubenskrieg.
Von Honrath stiegen wir wieder ins Tal, nach Naafshäuschen, eine Ortslage, die früher Tournisauel hieß. Nach einem kurzen Halt an der Bachermühle, an der Hartmut Benz einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Agger-Mühlen machte, ging’s zurück zum Ausgangspunkt.
Nach einem leckeren Essen endete der Ausflug im Innenhof, wo wir einen kurzen Abriss zu den an der Hausfront angebrachten Wappen, eng verbunden mit der Geschichte der Besitzer Auels, erhielten. Ein schöner Tag, den auch die Regentropfen zum Schluss nicht trüben konnten. Vielleicht folgen Sie ja unseren Spuren.
Letzten Samstag, den 10. Juli, konnte der Heimat – und Geschichtsverein - auch in Folge der letzten Entscheidungen zur Lockerung - fast wie gewohnt wieder eine Exkursion durchführen. Wir starteten unterhalb der Abtei, nachdem uns unser Führer Charly Halft erklärte, dass es „Siegburg“ nur für „Zugereiste“ gäbe, im übrigen sei es „Siebursch“! Damit war auch der Einstieg in das Platt der Führung geschafft. Am Hexenturm vorbei ging es zum Marktplatz mit der Gedenksäule und zum Käx. So wird der Schandpfahl op Platt genannt. Die nahegelegene Kirche St. Servatius und das „Haus zum Winter“ (ältestes Siegburger Haus und ehemaliges Pfarrhaus von St. Servatius) durften nicht fehlen.
Es folgte, nun mit Maske, ein Besuch im Siegburger Museum, das auch das Geburtshaus von Engelbert Humperdinck ist. Herr Halft erklärte uns dort das „vergangene“ Siegburg (um 1920) an Hand des Stadtdioramas. Hier sind auch die beiden großen Munitionsfabriken, die immer wieder mal erwähnt werden, gut erkennbar. Weiter ging’s dann in das moderne Siegburg vorbei am S-Carré zum Rathaus, dessen Modernisierung gerade beginnt.
Ein Halt „Am Brauhof“, dem ehemaligen Standort der Siegburger Synagoge, an der der Gruppe der dortige Brunnen erläutert wurde, war die letzte Station, bevor wir an der Holzgasse dann auseinandergingen. Aber wieso Holzgasse? Charly Halft gab die Antwort: Dort waren früher viele Kaufleute ansässig und damit die Kunden bei schlechtem Wetter nicht durch den Schlamm mussten, legten die Kaufleute schlicht Bretter und Bohlen vor die Geschäfte in die Gasse, die damit eine „Holzgasse“ war.
Nach der Führung nutzten manche die Gelegenheit einzukehren oder einfach bei den „Siegburger Funken“ und ihrem Stand auf dem Markt Platz „Rievkooche“ zu essen. Dank hervorragendem Führer, einer interessanten Stadt und gutem Wetter eine gelungene Veranstaltung.
Wir freuen uns auf das nächste Mal, wenn uns am 7. August 2021 Hartmut Benz Schloß Auel und das Drumherum zeigt (Einzelheiten finden Sie wieder an dieser Stelle).
Hans-Jürgen Parpart Erster Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein
Am letzten Samstag machte sich der Heimat- und Geschichtsverein noch einmal mit 25 Teilnehmern auf zum Michaelsberg. Dort erwartete uns unser Führer Charly Halft, der die Teilnehmer zunächst an die Geschichte des Michaelsberg beginnend mit der Gründung der Benediktinerabtei 1064 erinnerte.
Die Führung begann dann im „neuen Teil“ des 2017 eingeweihten Katholisch Sozialen Instituts (KSI). Wir waren beeindruckt von der bis ins Detail durchdachten Konzeption und es war gut vorstellbar, in solch angenehmer Atmosphäre Bildung zu genießen.
Weiter ging‘s in den „Altbau“, der heute als Unterbringung für die Gäste des KSI genutzt wird, aber auch der Öffentlichkeit als Hotel zur Verfügung steht. Die stets fesselnde und nie langweilige Führung endete dann in der Abteikirche und Krypta – nach dem Weggang der Benediktiner (2011) ab 2013 durch die Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten genutzt.
Wie immer durch Gisela Arnolds perfekt organisiert klang der Nachmittag dann bei Kaffee und Kuchen im „Klostercafé anno 17" aus.
Hans-Jürgen Parpart
1. Vors. Heimat – und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid
Am Samstag, den 1. Februar führte uns die erste Exkursion des Jahres in den Bonner Ortsteil Villich - Rheindorf. Dort wurden wir von Martin Vollberg erwartet, der uns an diesem verregneten Vormittag die romanische, 1151 geweihte Kirche und ihr bewegtes Schicksal fachkundig nahebrachte. Gegründet von Arnold von Wied und als doppelgeschossige kreuzförmige Kapelle erbaut, wurde sie kurz darauf schon erweitert und als Benediktinerinnenkloster sowie als Stift genutzt. Ihre wechselhafte Geschichte hätte beinahe zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach einer Nutzung als Stall und Scheune ein Ende genommen, hätte sich nicht Preußen als neuer Herrscher im Rheinland der Kirche angenommen. Bis 1865 saniert wurden die verdeckten alten Deckengemälde im 19. und 20. Jahrhundert wieder freigelegt. Seit 1973 erstrahlt sie nun farbenprächtig in der heutigen Gestalt.
Angesichts des Regens waren die ca. 25 Besucher froh, dass die „äußere“ Gestalt nicht im Freien, sondern auf der Galerie der ursprünglichen Wehrkirche erklärt wurde. Beeindruckend waren die Erläuterungen zur Verschiedenartigkeit der Kapitelle mit dem religiösen und zeitgeschichtlichen Hintergrund des 12. Jahrhunderts. Danach ging‘s in die Kirche, wo Herr Vollberg uns deutlich machen konnte, dass Ober – und Unterkirche geschickt durch eine achteckige Deckenöffnung sehr wohl verbunden sind und von daher der Begriff Doppelkirche durchaus irreführend sein könnte. Die Erklärung der Deckengemälde offenbarte zum einen, dass historisch korrekt vom Standpunkt abhängt: Ist es der Ursprung im 12. Jahrhundert, der nüchterne Anblick im 16. Jahrhundert oder der nach Freilegung im 19. Jahrhundert? Beeindruckend ist zum anderen die Macht der Bildersprache, die sich dem des Lesens Unkundigen im Mittelalter viel mehr erschloss, als dem durch bewegte Bilder verwöhnten Betrachter heute. Der Besuch, so einhellige Auffassung, hat sich gelohnt.
Hans-Jürgen Parpart
Erster Vorsitzender Heimat– und Geschichtsverein Neunkirchen - Seelscheid e.V.
Am 15. und 17. Juli unternahm der Heimat- und Geschichtsverein mit Hartmut Benz anlässlich des 50-ten Geburtstages der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid zwei Ausflüge in die Geschichte von Neunkirchen – es sei schon hier gesagt: Der Ausflug in die Geschichte Seelscheids folgt am 7. und 13. September. Zunächst waren wir wirklich auf Schusters Rappen unterwegs und haben die Geschichte erwandert.
Fast 50 Personen machten sich an der Wendmühle, mindestens von 1623 bis 1956 als Mühle betrieben, auf den Weg über den historischen Ortsteil Höfferhof nach Eischeid, namensgebend für eine der vier Honschaften der Gemeinde Neunkirchen. Deutlich wurde, dass Entfernungen früher eine größere Rolle spielten als heute: In Eischeid war von 1820-1828 der Wohn- und damit auch Dienstsitz des Bürgermeisters von Neunkirchen und der Ort hatte von 1887-1972 eine Volksschule. Über Krawinkel ging es nach Hülscheid, stets einwohnerstärkster Ort des Pfarrbezirks Hermerath, wo sich die Teilnehmer bei einer Rast stärken konnten. Brackemich und Balensiefen waren weitere Stationen, an denen wie in den Orten zuvor Hartmut Benz Historisches zu den Orten oder zu mit ihnen verbundenen Personen erläuterte. Bevor die Wanderung in Wendmühle endete, war Station in Söntgerath: Urkundlich bereits 1296 erwähnt war auch Söntgerath namensgebend für eine Honschaft. Bereits 1892 wurde mit der Gründung des Männergesangverein Gemütlichkeit Söntgerath eine heute noch lebendige Institution ins Leben gerufen. Ein lohnender und interessanter Nachmittag, so die einhellige Meinung.
So nimmt es nicht Wunder, dass sich etliche der Wanderer von Montag am Mittwochabend wieder im Landgasthaus Herchenbach in Eischeid einfanden, um mit knapp 70 ZuhörerInnen, darunter Bürgermeisterin Nicole Sander, durch einen Vortrag von Hartmut Benz in die Geschichte Neunkirchens einzutauchen. Das Kirchspiel Neunkirchen war gleichzeitig kirchliches und weltliches Ordnungselement und damit eingebunden in Hierarchie und Nachbarschaft, jedoch war das Leben im Wesentlichen auf das Kirchspiel begrenzt. Zentrales Element des gemeinschaftlichen Lebens waren der Besuch des Gottesdienstes oder die beiden Jahrmärkte in Frühjahr und Herbst. Reisen in Nachbargemeinden waren beschwerlich und selten, zum Handeltreiben oder aber zur Gerichtsbarkeit. So erklärt es sich, dass auch die Beziehungen nach Seelscheid eher spärlich waren, zumal es nur eine einzige Brücke über den Wahnbach gab. Mit dem Einzug der „Neuen Lehre“ Luthers in Seelscheid (1587) wurden die Hürden eher größer als kleiner, obwohl Seelscheid bis 1698 noch zum Kirchspiel Neunkirchen gehörte. Die Religion, so führte Hartmut Benz aus, bestimmte bis ins 20. Jahrhundert hinein das Leben und der Pfarrer war die Instanz in der Gemeinde. Erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ging der Einfluss zurück und gleichzeitig machte die Mobilität deutliche Fortschritte. Mit den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Zuzug aus den umliegenden Stätten wurden die alten Unterschiede geringer. Mit dem Zusammenschluss 1969 wurden dann aus den beiden Gemeinden und dem Amt Neunkirchen die heutige Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid.
Lassen Sie uns gespannt sein, wenn uns Hartmut Benz nach den Ferien Seelscheid und seine Nachbarschaft aus Seelscheider Sicht aufzeigt!
Hans-Jürgen Parpart
Erster Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein Neunkirchen – Seelscheid e.V.
Bemerkenswert, wie es Frau Gisela Arnolds immer wieder gelingt, neue lohnenswerte Ziele in der näheren Umgebung auszumachen, zu deren Erkundung sich stets eine beträchtliche Mitgliederzahl des HGV zusammenfindet. So trafen sich auch am Samstag, d. 6. April 2019, ca. 30 interessierte Damen und Herren am Antoniusplatz in Neunkirchen um von dort pünktlich um 13.30 Uhr in schnell gebildeten Fahrgemeinschaften in Richtung Siegtal aufzubrechen. Über Winterscheid und Fußhollen ging die Fahrt durch die wald- und kurvenreiche sonnendurchflutete Frühlingslandschaft nach Eitorf-Merten.
Kurz vor dem Oberdorf am unübersehbaren erhöht aufgestellten Arma-Christi-Kreuz erwartete uns der wohlbekannte und beliebte Historiker Hartmut Benz, der uns in den folgenden zwei Stunden sowohl kenntnisreich als auch unterhaltsam in die Geschichte der talwärts gelegenen Ansiedlung einführte. Vom Startpunkt hatten wir eine gute Übersicht über das Gebäudeensemble mit wohlgepflegtem kleinem Friedhof, auf dem auch ein einst sehr beliebter Mucher Kaplan seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Herr Benz führte uns zum Haupteingang des ehemaligen Klostergevierts, von wo man einen schönen Blick auf die der heiligen Märtyrerin St. Agnes geweihte Kirche hat. Gen Norden fiel die sogenannte Orangerie mit einem vorgelagerten Springbrunnen in einer kleinen Gartenanlage ins Auge. Die sich westlich und südlich an die seit dem Bombenangriff 1945 wieder hergestellten Klostermauern anschmiegenden niedrigen Wohngebäude lassen in ansprechender Weise die heutige Verwendung des Ensembles als Seniorenheimstätte erahnen.
Das Kloster, dessen Gründungsdaten mangels schriftlicher Zeugnisse nicht eindeutig zu bestimmen sind – wahrscheinlich war es eine Zuwendung des Grafen Heinrich II. von Sayn und seiner Gemahlin Agnes von Saffenberg – wurde erstmals 1218 urkundlich erwähnt. Merten konnte somit jüngst sein 800tes Jahresfest feiern! Zwischen 17 und 7 adlige bzw. vornehme Damen vor allem aus dem Bergischen bildeten dort einen Konvent, der sich auf die Regeln des Augustinerordens verpflichtete und einen breit gestreuten landwirtschaftlichen Besitz einschließlich Mühle mithilfe von weltlichen Bediensteten betrieb. Auch karitative Aufgaben und kontemplative Übungen füllten den Alltag der Nonnen. Nach der Auflösung des Zisterzienserklosters Herchen fielen dessen Besitztümer 1581 an das Mertener Kloster. Mit der napoleonischen Machtübernahme wurden nicht nur die klostereigenen Gebäude stark zerstört, sondern auch die mobilen Wertgegenstände geplündert und entführt, einschließlich der zahlreichen Reliquien, die bis dahin in der Kirche aufbewahrt worden waren. 1803 erfolgte die Auflösung des Konvents. Die Geschichte der baulichen Anlage, in der Namen wie von Cappenstein, von Wildenburg, von Hatzfeld, von Merode und von Nesselrode eine Rolle gespielt hatten und weiterhin spielten, setzte sich mit Kauf und Weiterverkauf, mit Wiederaufbau, Restaurierung, Umgestaltung, Umnutzung und erneuter Zerstörung in den folgenden Jahrhunderten fort. Zum Beispiel fand im Ostflügel im 19. Jahrhundert eine Schule ihren Platz, und Graf Felix Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein brachte neobarocke Elemente in das Ensemble ein. Nach dem 2.Weltkrieg übersiedelte dessen Familie auf ihren heutigen Familiensitz Burg Herrnstein. 1955 übernahm das Kuratorium Merten e.V. die Gebäude, die seit 1991 als Seniorenresidenz genutzt werden.
Nachdem Herr Benz seine Ausführungen zum eigentlichen Kloster beendet hatte, wandte sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden der alles überragenden Kirche St. Agnes zu. Inzwischen hatte sich auch ein weiterer Heimatgeschichtler, Herr Patt, mit dem Kirchenschlüssel eingefunden. Einigermaßen erstaunt betrachteten wir die in Höhe und Dachgestaltung völlig verschiedenen Fassadentürme. Die Ursachen für den eklatanten Unterschied konnten jedoch nicht erhellt werden.
Die Gründung des Gotteshauses erfolgte wahrscheinlich vor der des Klosters und hat wohl denselben Stifter. Grauwacke, Tuff, Trachyt, Andesit und Wolsdorfer Steine als ursprüngliche Baumaterialien wurden auch wiederverwendet als nach dem zerstörerischen Brand von 1699 die Kirche 1704 wieder im romanischen Baustil (Rundbögen, Flachdecke) aufgebaut wurde. Zu späteren Zeiten wurde sie weiß verputzt. Da das Feuer die Innenausstattung bis auf die Statue des Hl. Sebastian völlig vernichtet hatte, entschied man sich für eine dem damaligen Zeitgeist entsprechende zurückhaltende barockisierende Ausschmückung mit wenigen Heiligenfiguren und Gemälden. Besonders gefiel eine Mondsichelmadonna über dem Altar im nördlichen Seitenschiff. Prunkvolle an den Außenmauern aufgestellte Grabplatten aus dem 17./18. Jhdt. waren vor Verwitterung gut geschützt.
Um weitere Detailkenntnisse bereichert verließen wir das Klostergelände und überquerten die vorbeiführende Straße. Gegenüber erhebt sich aus einer umlaufenden Einfriedigung der Nachfolgebau des ehemaligen Rittersitzes Burg Merten. Auch dieser unterlag im Laufe der Zeit verschiedenen Nutzungen, z.B. wurde er zeitweilig als Forsthaus gebraucht. Heute ist das stattliche Bruchsteinhaus in Privatbesitz.
Ein paar Schritte weiter den Hang hinab konnten wir noch einen Blick auf das Gestüt Merten werfen. Es wurde 1960 zur Aufzucht und Pension von Vollblutpferden als Neugründung der vormals Berliner Pferderennsportvereinigung Union Club eingerichtet. Seit 1995 ist es mit ca.100 Boxen und 45 ha Land in privaten Händen.
Ein Schild am Wegesrand weist die Richtung zum Bahnhof, der den Anschluss an die Siegstrecke gewährleistet. Die Bahngleise verschwinden jenseits des Dorfes in einem Tunnel, der im Krieg als Schutzbunker von der Bevölkerung genutzt wurde.
Da die Zeit mit der ausführlichen Besichtigung fortgeschritten war und zur späten Kaffeezeit in Neunkirchen ein gedeckter Tisch bei Frau M. Reudenbach auf einige Vereinsmitglieder wartete, beendete die interessierte Gruppe auf Anraten der Exkursionsleitung den lehrreichen Ausflug.
Vorbei an der stillgelegten öffentlichen Wasserpumpe des Dorfes ging es langsamen altersangepassten Schrittes bergan zurück zum Ausgangspunkt. Nach gebührendem Dank an Herrn Benz und Frau Arnolds bestiegen alle Teilnehmer ihre jeweiligen Fahrzeuge.
Roswitha Flöttmann
Der Besuch in der Bunte Kerke in Lieberhausen leitete am vergangenen Samstag unseren diesjährigen Exkursionsreigen ein. Kaum in der Kirche angekommen, begann unsere Kirchenführerin Monika Kretschmer mit ihren von Begeisterung sprühenden Erläuterungen zur Kirche. Im 11. Jahrhundert gegründet erhielt sie im 14. Jahrhundert ihre heutige Form als dreischiffige Klein-Basilika. In die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts entstand dann die heute noch überwältigende Vielzahl von Wandgemälden. Diese blieben auch nach dem Wechsel als lutherische Kirche erhalten, wurden aber im 19. Jahrhundert weiß übermalt.
Zwischen 1909 und 1913 wurden die Bilder dann wieder freigelegt und seitdem sorgfältig gepflegt. Im Jahr 1913 wurde auch die Kirchenorgel mit 700 Orgelpfeifen fertiggestellt, deren Überholung 2018 beendet wurde. So stellt die Kirche heute ein Kleinod im Bergischen dar, deren Bedeutung weit größer ist als die einer Gemeindekirche für 1.400 Gemeindemitglieder.
Besuchen Sie die Kirche und Sie sind schon nach dem Betreten erstaunt – es gibt keinen Mittelgang, aber eine trennende Wand in der Mitte – dem Vernehmen nach gab es wohl früher eine Männer- und Frauenseite. Danach lassen Sie sich gefangen nehmen von den wunderschönen Darstellungen, so z.B. von der Darstellung der 10 Gebote im Altarraum oder einer im Original erhaltenen Kreuzigungsdarstellung. Bilder, die in einer Zeit wo die meisten Menschen nicht lesen konnten, die biblischen Geschichte darstellten. Unser Besuch klang dann im benachbarten Gasthaus aus. Ein lohnender Ausflug ins Bergische!
Wir wollen Sie auch heute schon hinweisen auf den 6. April: Um 13:30 starten wir am Antoniusplatz zu einer Führung in Merten mit Hartmut Benz.
Wir wünschen ein schönes Wochenende
Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid
Der Kunsthistoriker Markus Eckstein führte eine Gruppe des Heimat- und Geschichts- vereins durch St. Andreas in Köln, eine der großen romanischen Kirchen, zu der unsere Heimatgemeinde eine besondere Beziehung hat: St. Margareta und die mit ihr verbundenen Gehöfte waren dem Sankt Andreas Stift zehntpflichtig, wie es in der ältesten Urkunde der Gemeinde von 1178 beschrieben ist.
Dies stand jedoch nicht im Vordergrund, sondern die bau- und kunsthistorische Bedeutung von St. Andreas.
Aus über 90 Minuten fesselnder Erläuterung nur ein paar Splitter: Im Makkabäer-Chor steht ein Schrein mit jüdischem Hintergrund, der Darstellung des Makkabäer-Martyriums - in einer christlichen Kirche! Der Künstler Markus Lüpertz hat diese Geschichte 2005 – 2007 in Kirchenfenster umgesetzt, deren moderne Formensprache und Gestaltung uns Herr Eckstein eindrucksvoll erläuterte. Weiter erläuterte er die Baugeschichte der Kirche, die unmittelbar an den Bau des Aachener Doms anknüpft, z.B. an Hand eingehauster ottonischer Türme und Details wie der Gestaltung einzelner Säulenkapitelle. In einer Seitenkapelle machte er den Unterschied zwischen Fresko und Wandmalerei sowie einer anschließenden fachgerechten Restaurierung klar. Im Übrigen, in der Krypta liegt der Heilige Albertus Magnus, ein herausragender Scholastiker und ein Begründer der Kölner Universität.
Ein langer Vortrag, aber, so einhellige Meinung, nie langweilig.
Ausgeklungen ist der Ausflug dann mit der gemeinsamen Einkehr in der Brauereigaststätte ‚Schreckenskammer‘, wobei Kölsch und Mittagstisch alles andere als schreckten!
Begleiten Sie uns auch 2019 bei unseren Ausflügen. Das Programm werden Sie vor Weihnachten auf unserer Homepage finden (hgv-nks.de).
Hans-Jürgen Parpart, Erster Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein
P.S. Ihnen fehlt ein Weihnachtsgeschenk oder einfach nur ein Wandkalender? Den historischen Kalender 2019 des Vereins erhalten Sie an den bekannten Stellen!