Am 15. und 17. Juli unternahm der Heimat- und Geschichtsverein mit Hartmut Benz anlässlich des 50-ten Geburtstages der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid zwei Ausflüge in die Geschichte von Neunkirchen – es sei schon hier gesagt: Der Ausflug in die Geschichte Seelscheids folgt am 7. und 13. September. Zunächst waren wir wirklich auf Schusters Rappen unterwegs und haben die Geschichte erwandert.
Fast 50 Personen machten sich an der Wendmühle, mindestens von 1623 bis 1956 als Mühle betrieben, auf den Weg über den historischen Ortsteil Höfferhof nach Eischeid, namensgebend für eine der vier Honschaften der Gemeinde Neunkirchen. Deutlich wurde, dass Entfernungen früher eine größere Rolle spielten als heute: In Eischeid war von 1820-1828 der Wohn- und damit auch Dienstsitz des Bürgermeisters von Neunkirchen und der Ort hatte von 1887-1972 eine Volksschule. Über Krawinkel ging es nach Hülscheid, stets einwohnerstärkster Ort des Pfarrbezirks Hermerath, wo sich die Teilnehmer bei einer Rast stärken konnten. Brackemich und Balensiefen waren weitere Stationen, an denen wie in den Orten zuvor Hartmut Benz Historisches zu den Orten oder zu mit ihnen verbundenen Personen erläuterte. Bevor die Wanderung in Wendmühle endete, war Station in Söntgerath: Urkundlich bereits 1296 erwähnt war auch Söntgerath namensgebend für eine Honschaft. Bereits 1892 wurde mit der Gründung des Männergesangverein Gemütlichkeit Söntgerath eine heute noch lebendige Institution ins Leben gerufen. Ein lohnender und interessanter Nachmittag, so die einhellige Meinung.
So nimmt es nicht Wunder, dass sich etliche der Wanderer von Montag am Mittwochabend wieder im Landgasthaus Herchenbach in Eischeid einfanden, um mit knapp 70 ZuhörerInnen, darunter Bürgermeisterin Nicole Sander, durch einen Vortrag von Hartmut Benz in die Geschichte Neunkirchens einzutauchen. Das Kirchspiel Neunkirchen war gleichzeitig kirchliches und weltliches Ordnungselement und damit eingebunden in Hierarchie und Nachbarschaft, jedoch war das Leben im Wesentlichen auf das Kirchspiel begrenzt. Zentrales Element des gemeinschaftlichen Lebens waren der Besuch des Gottesdienstes oder die beiden Jahrmärkte in Frühjahr und Herbst. Reisen in Nachbargemeinden waren beschwerlich und selten, zum Handeltreiben oder aber zur Gerichtsbarkeit. So erklärt es sich, dass auch die Beziehungen nach Seelscheid eher spärlich waren, zumal es nur eine einzige Brücke über den Wahnbach gab. Mit dem Einzug der „Neuen Lehre“ Luthers in Seelscheid (1587) wurden die Hürden eher größer als kleiner, obwohl Seelscheid bis 1698 noch zum Kirchspiel Neunkirchen gehörte. Die Religion, so führte Hartmut Benz aus, bestimmte bis ins 20. Jahrhundert hinein das Leben und der Pfarrer war die Instanz in der Gemeinde. Erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ging der Einfluss zurück und gleichzeitig machte die Mobilität deutliche Fortschritte. Mit den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Zuzug aus den umliegenden Stätten wurden die alten Unterschiede geringer. Mit dem Zusammenschluss 1969 wurden dann aus den beiden Gemeinden und dem Amt Neunkirchen die heutige Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid.
Lassen Sie uns gespannt sein, wenn uns Hartmut Benz nach den Ferien Seelscheid und seine Nachbarschaft aus Seelscheider Sicht aufzeigt!
Hans-Jürgen Parpart
Erster Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein Neunkirchen – Seelscheid e.V.