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Im Mai 2020 wollte der Heimat- und Geschichtsverein zu seiner alljährlichen Jahresfahrt – dieses Mal an die Bergstraße am Rande des Odenwalds – aufbrechen. Alles war vorbereitet, aber dann kam Corona dazwischen, und die Wochenendfahrt wurde erst einmal auf das Folgejahr verschoben. Nicht ein Jahr war ohne eine größere Fahrt, es wurden drei Jahre daraus! Nun endlich konnten wir am vergangenen Christi-Himmelfahrt-Wochenende die alten Planungen aufgreifen und mit 40 Fahrtteilnehmern umsetzen. Nach dem Aufbruch am Donnerstagmorgen führte uns der Weg zuerst zum Felsenmeer im Odenwald – eine geologische Besonderheit mit am Berghang frei liegenden runden granitähnlichen Felsbrocken, aber auch mit den Zeugnissen der Römer, die diese Formation als Steinbruch nutzten und die dort produzierten Werkstücke ihrer Steinmetzkunst weit hinaus über das damalige Siedlungsgebiet verbreiteten. Nicht so recht vorstellbar ist, wie der Transport der gewaltigen Säulen, die bis zu 30 t wiegen, aus dem Odenwald über Neckar, Rhein und Mosel bis zum Trierer Dom bewerkstelligt werden konnte. Manche Hinterlassenschaften – halbfertige, aber auch vollendete Steinmetzarbeiten – legen die Vermutung nahe, dass der römische Steinbruch im 4. Jh. n. Chr. wie fluchtartig verlassen wurde.


Wie ein Meer von Felsen


Unvollendetes Werkstück


Fertig bearbeitete Riesensäule, 9,3 m lang

Unsere Unterkunft in Heppenheim war nach der Ankunft Ausgangspunkt für ein erstes Kennenlernen der wunderschönen alten Baukultur an der Bergstraße. Der Marktplatz in der Altstadt bot neben der Erkundung am ersten Abend zugleich auch am Samstagabend Raum für den gemütlichen Ausklang in Heppenheim.


Ankunft / Einchecken im Hotel


Typisches Haus in der Heppenheimer Altstadt


Stimmungsvolle Gassen



Marktplatz


Auf dem Weg zur Starkenburg, Heppenheims wunderschöne Altstadt auf einen Blick


Der Freitag gehörte Weinheim und dem benachbarten Ladenburg, zwei Städte an der Bergstraße, die uns unser Führer Herr Spicker ganztägig nahebrachte. Wir erfuhren viel über die Botanik im Weinheimer Schlossgarten, besonders beeindruckend hier die gewaltigen Mammutbäume, die exotische Zedern und die urtümlichen Ginkgos. Die vielfältige Handwerkskultur der Stadt prägte das alte Weinheim mit seinem Gerberbachviertel. Am Nachmittag dann besuchten wir die Carl-Benz-Stadt Ladenburg mit ihrer langen römischen Vergangenheit. Wieder in Weinheim zurück rundete das Woinemer Brauhaus unseren Tag voller Eindrücke ab.


Schlosspark mit Blick auf das Weinheimer Schloss


Schlosspark, im Hintergrund die Burgruine Windeck


Gässchen im Gerberbachviertel


Kath. St. Laurentiuskirche, rechts Korporierte einer Studentenverbindung


Altstadtbrunnen mit Justitia


Zünftiger Tagesabschluss im Woinemer Brauhaus

In Speyer am Samstag leitete der Salierdom, ein architektonischer Schatz aus gelbem und rotem Sandstein, eindrucksvoll den Tag ein. Immer wieder aufs Neue beeindruckend die Wucht des Gebäudes mit der klaren Romanik und die Krypta mit den Gräbern der Salierkaiser. Das jüdische Viertel mit dem Judenhof und der unglaublich gut erhaltenen Mikwe bot uns zum einen einen Blick in die jüdische Kultur, führte uns aber auch deutlich vor Augen, dass Verfolgung und Ausgrenzung keine Erfindungen der Neuzeit sind. Den Abend, wie oben schon angesprochen, genossen bei herrlichem Wetter etliche von uns auf dem Marktplatz in Heppenheim mit seinen zahlreichen gastronomischen Möglichkeiten.


Westfassade / Haupteingang des Doms zu Speyer


Blick aus der Altstadt auf die Nordseite des Doms


Eingang zur Mikwe, und dann geht es fast 12 m in die Tiefe

Eine Führung durch das UNESCO Welterbe Kloster Lorsch bei schönstem Frühsommerwetter bildete am Sonntagmorgen den abschließenden kulturellen Höhepunkt und gab einen Einblick in vergangene Epochen, auch wenn die Blütezeit des Klosters schon tausend Jahre vergangen ist. Viel originale Bausubstanz ist nicht mehr zu sehen, sehr gut aber ist alles Wissenswerte zum Kloster im Museum an der Touristeninformation dokumentiert. In der großen Zehnthalle sind die vielen Originalfunde des Klosters ausgestellt. Nach dem Mittagessen in dem kleinen, aber feinen historischen Zentrum der Stadt Lorsch, stand der weitere Tag vor Ort zur freien Verfügung, bevor es am Nachmittag wieder zurück in die heimatlichen Gefilde ging.


Karolingische Königshalle


Rest eines klösterlichen Kirchengebäudes


Sarkophag, Sandstein, ausgestellt in der Zehnthalle

Immer wieder auf der Fahrt klang es von den Teilnehmern: „Eigentlich viel zu kurz, noch viel zu sehen: Wir kommen wieder!“ Vielleicht haben wir Ihnen mit dieser kurzen Reiseschilderung „Appetit“ darauf gemacht, bei der nächsten Wochenendfahrt in 2024 oder auch auf einer unserer Exkursionen dabei zu sein.

Bernhard Plitzko, Hans-Jürgen Parpart


Dem letzten Ausflugsangebot des Heimat- und Geschichtsvereins folgten 15 Interessierte am vergangenen Samstag zunächst nach Köln-Weiden.

Dort erwartete uns das „Römergrab“, ein kleines, aber feines Museum, das von einem eigens dafür gegründeten Verein getragen wird. Im Mittelpunkt stehen die Reste der Grabanlage einer vermögenden Gutsfamilie an der Via Belgica (heute Aachener Straße), die von der Colonia über Maastricht und Tongern an den Atlantik führte. 1843 wurde die Grabanlage eher zufällig bei Ausschachtungsarbeiten gefunden. Man muss sich schon in 6 Meter Tiefe, bezogen auf heutiges Bodenniveau, begeben, um die Grabkammer, die prinzipiell einem herrschaftlichen römischen Speisezimmer nachempfunden ist, zu betreten. Die früheste Datierung der Anlage ist mit 150 n.Chr. anzusetzen. Herleiten kann man das anhand der Haar-, Bart- und Kleidungstrachten der drei im Grab gefundenen Büsten. Ja, auch in früheren Zeiten waren Frisuren „zeitgemäßen“ Moden unterworfen, man richtete sich gerne nach dem Erscheinungsbild der jeweiligen Kaiserfamilien.

 
Der in der Grabkammer stehende Marmorsarkophag ist mit Exemplaren in Rom zu vergleichen und datiert auf das ausgehende 3. Jahrhundert. Er ist in Rom gefertigt worden und von dort ins Rheinland transportiert worden! Etwa 100 Jahre später wurde mit dem Ende der Römerherrschaft am Rhein dann auch das Grab seinem Schicksal überlassen.

Nach einer zünftigen Stärkung in der Malzmühle haben wir uns auf den Weg gemacht, die Via Culturalis als eine geplante Sehenswürdigkeit der Stadt Köln zu erkunden. Heute finden wir noch viele Baustellen vor, die nach ihrer Fertigstellung 2000 Jahre Kölner Geschichte auf dem Weg zwischen dem Kölner Dom im Norden und der Romanischen Kirche St. Maria im Kapitol im Süden erlebbar machen werden. Wenn es dereinst soweit ist, wird dieser Kulturpfad sicherlich auch ein Exkursionsziel für unseren Verein sein.

Sie wollen mehr von und über uns erfahren? Besuchen Sie uns auf den Weihnachtsmärkten in Seelscheid und Neunkirchen!

Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender


Frisur um 140 n. Chr.


Der Sarkophag


Angeregte Gespräche


An der Via Culturalis


Alt St. Alban - gelegen an der Viaculturalis

Seelscheider Sommer

Nachdem wir am 1. September unseren neuen Bildband über unsere Gemeinde vorgestellt haben, ging es am zweiten Septemberwochenende zum Seelscheider Sommer. Vorstand und Mitglieder stellten in gemischten „Besatzungen“ den Verein und unsere neueste Publikation vor. Das Buch können Sie bei Optik Euler, der Buchhandlung Krein oder auch bei jedem Vorstandsmitglied erwerben.

Ausflug nach Neuss

Am 22. September fuhr eine Gruppe – wiederum in Privatwagen – zu einem Tagesausflug nach Neuss, eine Stadt, deren Geschichte als Novaesium bis 16 v. Chr. zurückreicht. Zunächst erfuhren wir in einer sehr anschaulichen und unterhaltsamen Führung viel über die Geschichte der Stadt. Nach dem römischen Beginn folgte wie in vielen anderen Städten eine lange kirchlich geprägte Periode, wofür das Quirinus-Münster Zeugnis ablegt. Auch prägten im Mittelalter etliche kriegerische Auseinandersetzungen die Stadt. Hierfür stehen Reste der Stadtmauer mit ihren vielen Türmen, die wir uns bei bestem Wetter ansahen. Nach einem „rheinischen Mittagessen“ stand am Nachmittag Kultur auf dem Programm. Wir besuchten eine besondere Ausstellung moderner Kunst – das in den Erftauen nahe Neuss gelegene „Museum Insel Hombroich“. Die Kunstgegenstände sind Teil der Natur, so dass das komplette Ensemble nach meinem Verständnis als begehbares Gesamtkunstwerk zu verstehen ist. Es war wieder ein gelungen zusammengestellter Ausflug vom Altertum bis in die Neuzeit, der durch den vielfältigen Gedankenaustausch bereichert wurde.

Alte deutsche Schrift

In der letzten Vorstandssitzung brachten wir auch ein neues Projekt auf den Weg: Oft wurden wir angesprochen, dass man alte Briefe oder Schriften nicht lesen könne. Hier wollen wir helfen: Wir bieten an, in der Öffnungszeit der Geschäftsstelle beim „Entziffern“ zu unterstützen. Auskunft erteilt Frau Gruchmann (Tel.: 02247/5843), bei der Sie sich auch bitte anmelden. Weitere Einzelheiten folgen.

Hans-Jürgen Parpart, Vorsitzender Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid

Am 23. August erkundete der Heimat- und Geschichtsverein zunächst das schöne Städtchen Zülpich, gelegen in der gleichnamigen Börde am Fuße der Eifel. 16 „Ausflügler“ waren zu dieser Exkursion mit PKW unterwegs.

Zunächst brachte uns unsere Stadtführerin die wechselhafte Geschichte der Stadt von Chlodwig bis zur Bombardierung im 2. Weltkrieg auf humorvolle Weise nahe. So lernten wir die spannungsgeladenen Beziehungen der vier großen Karnevalsvereine Zülpichs kennen, oder auch, dass lange Zeit eine erfolgreiche Schnapsbrennerei die Burg beherrschte. Das Museum für Badekultur zeigte sie uns danach auf sehr anschauliche Weise: So schuf sie zum Beispiel die Verbindung vom römischen Bad und der damit verbundenen Hautreinigung mit dem „strigilis“ zum im Deutschen gebräuchlichen Wort „striegeln“.

Nach der Mittagspause führte uns der Weg zur „Bruder Klaus - Kapelle“ bei Mechernich-Wachendorf, die ein ortsansässiges Bauernehepaar aus Dankbarkeit für ihr gutes Leben in Verbindung mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor errichten ließ, eine Art modernes Wegekreuz in XXL.

Vor der Rückfahrt trafen wir uns noch beim gemeinsamen Ausklang zum Kaffeetrinken im Restaurant an der Burg Zievel.

Ein gelungener Ausflug, dieses Mal in die weitere Umgebung!

Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat– und Geschichtsverein

Am 23. Juni führte uns ein Ausflug nach Hachenburg im Westerwald. Unserer kleinen Gruppe wurde am Vormittag sehr unterhaltsam das kleine Städtchen nahegebracht. Unser Führer Norbert Bahlcke hatte als Nicht-Westerwälder, nämlich geborener Duisburger, sowohl den Abstand, als auch den Humor, uns seine angeheiratete Heimat nahezubringen. Begonnen auf dem historischen Marktplatz mit seinem sehenswerten Brunnen und den malerischen Fachwerkhäusern, die seit 3 Jahrhunderten sowohl von Zerstörung als auch von Abriss verschont geblieben sind, führte er uns durch Hachenburg – wohlgemerkt nicht durch „Altstadt“, was ein eigener, ganz alter, etwas vom Zentrum entfernter Stadtteil ist. Viele Stolpersteine belegen in Hachenburg eine bewegte Vergangenheit, nicht zuletzt die im Dritten Reich.

Nach einer Stärkung im „Weißen Ross“ führte uns der Weg vorbei am Schloss, heute Hochschule der Bundesbank, zum kleinen, aber feinen Landschaftsmuseum Westerwald. Hier entführte uns der Museumsdirektor Dr. Moritz Jungbluth mit sehr lebendigen Schilderungen an Hand der dort ausgestellten alten Bauten in die Geschichte des Westerwaldes, vom Steinzeug hin zu der kleinbäuerlichen Lebensweise. Ein nach aktuellen Gesichtspunkten gestaltetes Museum der kurzen Wege! Der eine oder andere beschloss spontan, dass sich ein erneuter Besuch lohnt.

Dies machte uns vergessen, dass ursprünglich der Besuch von Kloster Marienstatt für den Nachmittag geplant war. Aber hier gilt: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben!

Vielleicht regt Sie dieser Kurzbericht ja zu einem Ausflug an.

H.-J. Parpart, 1. Vors. Heimat– und Geschichtsverein

Die Dächer von Hachenburg
Alter Markt mit Brunnen
Alte Scheune im Museum

Mit fünf PKW machten sich am 27.05.22 zwanzig Vereinsmitglieder in noch starkem Regen in den Kölner Norden auf, um das sehenswerte Kloster Knechtsteden in Dormagen zu besuchen.

Die günstige Wetterprognose erfüllte sich, und wir waren um 10:00 Uhr im Trockenen vor der Klosterbasilika versammelt, um dort von Pater Michael Wegner, Spiritaner, zur Führung in Empfang genommen werden zu können. Seine detailreiche, oft auch humorvoll unterlegte Führung hat uns ausgesprochen gefallen!

Im Außenbereich erzählte er uns die wechselvolle Geschichte der Anlage, vom frühen 12. Jahrhundert als Gutshof ausgehend. Die mächtige Basilika nimmt ihren Ursprung von einem Bau her, der zwischen 1138 – 1181 stattfand. Bis zu Säkularisierung wirkten hier die Prämonstratenser, der Orden, der vom Hl. Norbert von Xanten (etwa 1080 – 1134, zuletzt Bischof von Magdeburg) begründet worden war. Die Prämonstratenser hatten das Kloster in seiner heutigen Form aufgebaut.

Wie auch viele anderen kirchlichen Institutionen erlebte das kurz nach 1800 aufgelöste Kloster im 19. Jahrhundert eine sehr wechselhafte Geschichte, bis die Spiritaner 1895 vom Kölner Erzbischof Kardinal Krementz den Auftrag bekamen, das Kloster, das nach dem Brand von 1869 in großen Teilen verwüstet war, wieder aufzubauen. Das Kloster entwickelte sich zum Missionshaus der Spiritaner bzw. zur Ausbildungsstätte deren Missionare. Die heutige „Kongregation vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzen Mariens“ (kurz: Spiritaner) hat sich seit ihrer Gründung in 1848 die missionarische Sendung in der Weltkirche zur Aufgabe gesetzt. Der Orden hat weltweit derzeit ca. 3000 Mitglieder. Heute leben in der Niederlassung rund 25 Spiritaner aus verschiedenen Ordensprovinzen, auch aus anderen Ländern.

Pater Michael zeigte uns den Friedhof, auf dem alle Spiritaner Deutschlands ihre letzte Ruhestätte finden.

In der auch von ihren Ausmaßen her beeindruckenden Kirche dann die Führung vom Westteil, mit dem imposanten Fresko von 1160 in der Apsis, durch die Kirche bis zur östlichen Apsis mit Altar. Auf dem Wege dorthin ein altes mittelalterliches Gnadenbild, die Pietà, mit der Mutter Maria und dem ausgezehrten Leichnam Christi. Die Bedeutung der Kirche liegt in der erhaltenen reinen romanischen Bauform. Wie in vielen Kirchen befinden sich im Ostteil hohe gotische Fenster. Papst Paul VI. hat der Klosterkirche am 25. Juli 1974 den Ehrentitel einer Basilika Minor verliehen. Basilika ist also nicht nur architektonisch gesehen eine besondere Bauform, sondern auch eine Ehrenbezeichnung, die vom Vatikan verliehen wird.

Kloster Knechtsteden im Abendlicht
Barockes Tor zur Klosteranlage
Pater Michael begrüßt uns und erzählt die Geschichte des Kirchenbaus
Blick auf die Westapsis der Basilika,
links das Missionshaus mit dem Klosterladen
Auf dem Friedhof der Spiritaner
Auf dem Friedhof der Spiritaner
Blick durch die Basilika nach Osten auf den Altarbereich
mit den gotischen Fenstern
Schöner Blick durch das geöffnete südliche Hauptportal.
Im Hintergrund der Zugang zum Friedhof
Das eindrucksvolle Deckenfresko in der Westapsis der Kirche. Jesus Christus
direkt eingerahmt von den vier Evangelisten, daneben links und rechts Petrus und Paulus,
darunter die verbleibenden elf Apostel.
Die gotischen Fenster in der Ostapsis
Die Antoniusstatue, die aus dem Außenbereich der Kirche geholt
und hier restauriert aufgestellt wurde
Kirchenmodell aus Holz
Urkunde zur Erhebung der Kirche zu einer Basilika Minor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Kirche führte uns Pater Micheal in den Kreuzgang des Klosters, der der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist. Hier in die Sakristei, wo er uns unter anderem prachtvolle, auch sehr alte Priestergewänder zeigte. Ein absolutes Highlight war dann der Gang in die Bibliothek, die wertvolle Bücher beherbergt. Das älteste datiert von 1490, es wird in einem Tresor verwahrt. Zu Demonstrationszwecken lag auf einem Tisch ein Buch in wahrhaft gigantischen Ausmaßen, welches der Pater für uns ‚aufschlug‘. Bei diesen alten Büchern war der Deckel oft mit Schlössern zugemacht, die zum Öffnen im wahrsten Sinne des Wortes aufgeschlagen werden mussten. Eine umfassende Bibliothek gehörte im Übrigen früher in jedes Kloster.

Den Abschluss der Führung bildete ein Blick in das edle, durch die eigene Schreinerei gebaute Treppenhaus, das zum Wohnbereich der Mönche führt, weiter ein Blick in den Speisesaal der Mönche, wo sich das Mittagessen des Tages ankündigte.

Mit einer freundlichen Verabschiedung entließ uns Pater Michael aus dem Gebäude in unsere Mittagspause. Die Fahrtteilnehmer hatten nun noch Gelegenheit, den Klosterladen zu besuchen, bevor wir zu unserem Mittagessen den vor dem Kloster gelegenen Klosterhof aufsuchten.

Eine Bemerkung noch am Rande: Mit den 10 bedeutenden großen romanischen Kirchen in Köln, die alle ihren eigenen Reiz und eine charakteristische Note haben, sind noch drei weitere romanische Kirchen im Rheinland als wirklich bedeutend zu nennen. Die drei großen Basiliken: Die Münsterkirche in Bonn, die Basilika zu Kloster Knechtsteden und das Quirinusmünster in Neuss.

Blick in den Kreuzgang auf dem Weg zur Sakristei
Blick aus dem Kreuzgang in den Innenhof
Pater Michael erklärt die Bedeutung der historischen Bibliothek
Ein Teil der Bibliothek
Ein etwa 400 Jahre altes Buch zur Ansicht. Gut erkennbar die sog.
Biernägel, die den Deckel des aufgeklappten Buches vor einem
verunreinigten Tisch schützen sollten
Das Buch wird von Pater Michael ‚aufgeschlagen‘
Das gedruckte Buch wird begutachtet
Klosteranlage Knechtsteden in der Totale, aus dem Prospekt abfotografiert

Um 14:00 ging es dann weiter über Landstraßen Richtung Schloss Dyck, Jüchen. Die Fahrt dorthin vermittelte einen guten Eindruck von der Landschaft des Niederrheins nördlich von Köln, die von weiten Agrarflächen geprägt ist. Rechter Hand der B 477 im Hintergrund die ausgedehnten Waldgebiete, die man für eine Fahrradtour von Kloster Knechtsteden aus Richtung Neuss nutzen kann. Die B 477 verließen wir dann, um an Schloss Hülchrath vorbei nach Kapellen/Erft zu fahren, und um uns letztendlich auf dem großen Parkplatz zu Schloss Dyck zu treffen.

Hier wurden wir um 15:00 am Eingang der Gesamtanlage von unserer Führerin für Park und Schloss in Empfang genommen. Vorab sei es schon einmal gesagt: Wer die Anlage nicht kennt, sollte unbedingt Schloss Dyck einmal einen Besuch abstatten. Ich behaupte, der Wunsch wiederzukommen, wird bei Verlassen des Schlosses da sein!

Das Wetter zum Nachmittag hin hatte sich, wenn auch etwas windig, zu einem tollen, sonnigen Spätfrühlingstag aufgebaut, was natürlich dem Gang durch den Park und dem Caféaufenthalt im Hofe der Schlossanlagen zum Abschluss unseres Besuches sehr entgegenkam.

Also, zurück zu unserer Schlossbegehung, die zuerst durch die ausgedehnten Parkanlagen führte. Man hat einen guten Eindruck gewinnen können, was eine Parkanlage von 54 Hektar (!) gepflegten englischen Landschaftsgartens mit altem Baumbestand ausmacht. Die ausgesprochen kompetente Führerin übertrug ihre erkennbare eigene Begeisterung auf unsere Gruppe.

Schloss und insbesondere die Parkanlage haben in der heutigen Ausprägung Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, selbst herausragender Botaniker und Pflanzensammler, und seine Gattin Constance de Salm, die den Musen im Allgemeinen sehr zugewandt war, ausgestalten lassen. Die zur damaligen Zeit bekannten Garten- und Parkgestalter, der Rheinländer Maximilian Friedrich Weyhe, später dann der Schotte Thomas Blaikie, erfüllten von ca. 1800 bis 1834 den Auftrag der Gestaltung. Als letzte des Hauses lebte bis 1991 Fürstin Cecilie zu Reifferscheidt-Salm-Dyck im Schloss und brachte ihre persönlichen Vorstellungen von Parkgestaltung ein.

Der Erhalt der umfassenden Schlossanlagen wurde danach in die Hände einer eigens dafür eingerichteten Stiftung gelegt. Mit Mitteln aus dieser Stiftung und kommunaler, weiter Landes- und Bundesbeteiligung, weiter durch die Eintrittspreise und einer geschickten Vermarktung, was Veranstaltungen angeht, ist es gelungen, die Schlossanlage und ihre Umgebung in dieser sehenswerten Form zu erhalten, zu pflegen und auszugestalten. 2002 fand hier die Landesgartenschau NRW ein geeignetes Ambiente in würdiger Örtlichkeit und Umgebung.

Durch den verbliebenen Rest der schlosseigenen Gärtnerei führte uns unser Weg erst durch den, noch nicht so lange existierenden, asiatischen Garten, der auch noch nicht ganz vollendet ist, was die malerischen Teiche angeht. Welche Ausmaße ein Bambuswald mit seinen gigantischen Gräsern‘ hat, deren Halme zum Teil armdick sind, konnten wir erfahren. Der aktuelle Baumbestand im Park umfasst neben etwa 200 Jahre alten Bäumen natürlich immer wieder nachgepflanzte Bäume und Büsche. An vielen Stellen erfreuten einen die derzeit prächtig blühenden, riesigen Rhododendronbüsche.  Neben weiträumigen Sichten bzw. Ausblicken führte uns unser Weg auch auf verwunschen wirkenden Pfaden. An einer barocken Brücke vorbei, immer wieder mit traumhaften Blicken auf das Wasserschloss, ging unser Weg über eine Brücke in den eigentlichen Schlossbereich, wo wir die Schloss- und Fürstengeschichte in Räumlichkeiten, die die Pracht und Macht des hohen Adels ausstrahlten, erzählt bekamen.

Die zwei Stunden der Führung waren wie im Fluge vergangen. Wir hatten von 17:00 an noch ausreichend Gelegenheit, uns im Schlosscafé einen Kaffee oder ein Kaltgetränk zu gönnen, ehe wir um 18:00 mit Schluss der Öffnungszeiten zu unseren Autos gingen, um die Heimfahrt anzutreten. Einmal so eben um die Ecke gelegen ist Schloss Dyck für uns nicht, 80 km Heimfahrt mussten noch absolviert werden. Mein PKW war um 19:30 dann am Startpunkt des Ausfluges, am Antoniusplatz in Neunkirchen, wieder angekommen.

Weg vom Eingang durch die ehemalige Gärtnerei
Ein Artischockengewächs
Artischocke von nahe
Teich im asiatischen Garten
Weg durch einen Bambuswald
Überall fiel durch Büsche und Bäume der Blick auf das Schloss
Einer der vielen kleinen Weiher im Park
Blick über diesen Weiher zur barocken Brücke
Die schmucke kleine barocke Brücke
Welcher Anblick an Bäumen und Büschen
An vielen Stellen im Park neben den Bäumen blühende Büsche
Das Wasserschloss in voller Pracht
Blick durch zwei Büsche
Rhododendren überall in Blüte
Blick auf eine 200 Jahre alte Sumpfzypresse am Schlossteich
Innenbereich des Schlosses
Das Wappen der Fürstenfamilie Salm-Reifferscheidt-Dyck
Schlossinnenhof mit Eingang ins Schloss, heute Museum
Innenbereich des Schlosses mit Blick in den Park
Weiterer Innenbereich des Schlosses
Weiterer Innenbereich des Schlosses

 

Innenbereich des Schlosses mit Blick am Schlosscafé vorbei auf
den Ausgang im Turm

 

 

 

 

 

 

 

 

Im September steht eine weitere Fahrt in den Neusser Raum an mit Besichtigung der Stadt Neuss und dem bedeutenden Quirinusmünster, nachmittags mit einem Besuch der Museumsinsel Hombroich an/in der Erft. Dass sich eine solche Fahrstrecke in den Neusser Raum lohnt, hat die oben beschriebene Exkursion wohl gezeigt!
Für den HuGV
Bernhard Plitzko

 

Am 30. September machte sich im Rahmen unseres diesjährigen Reiseprogramms eine kleine Gruppe des Heimat- und Geschichtsvereins auf den Weg nach Westfalen in die Soester Börde. Zunächst führte unser Weg nach Soest, wo wir im „Pilgrimhaus“ – Gasthaus seit 1304 –übernachteten. Soest war im Mittelalter von einer Stadtmauer umgeben, auf der auch unsere Stadtführung vor der Mittagspause begann. Unser Führer brachte uns die wechselhafte Geschichte von Soest nahe, so z.B. auch die „Soester Fehde“ die für die reiche Hansestadt Soest zwar einen Sieg brachte, aber auch den wirtschaftlichen Niedergang einleitete. Noch am Vormittag besuchten wir die ausgesprochen sehenswerte evangelische Kirche „St. Maria zur Wiese“, die äußerlich, aber auch im Inneren ein wenig an den Hohen Dom zu Köln erinnert. Auch die Geschichte der Reformation wurde uns anschaulich vor Augen geführt: Am Ende war „nur“ noch der St. Patrokli Dom katholisch. Mit dessen Besichtigung klang dann der offizielle Teil am Nachmittag aus. Als kulinarische Spezialität der Region bleibt einigen Teilnehmern das „Pumpernickelparfait“ in Erinnerung, womit dann das Restaurant im Pilgrimhaus beim Abendessen aufwartete.

Am nächsten Morgen ging es dann in das 20 km entfernte Werl, eine Stadt mit ähnlicher Geschichte und auch mit einer faszinierenden Altstadt. Die Stadt Werl war wie Soest Hansestadt, begründete ihren Wohlstand aber nicht nur auf dem Handel im Allgemeinen, sondern auch auf der Salzgewinnung aus salzhaltiger Sole vor Ort. Der Vormittag stand im Zeichen der Wallfahrtsbasilika „Mariä Heimsuchung“ mit ihrem Gnadenbild, deren Baugeschichte uns nach einem Messbesuch anschaulich vor Augen geführt wurde. Viele kennen sie auch als Ziel der in Much beginnenden Wallfahrt. Am Nachmittag erlebten wir das historische und malerische Werl mit zeitgenössischen Bezügen. So ist die Krämergasse ein weithin bekanntes Motiv für Fotografie und Malerei, vereinigt sie doch mit Kirche und Fachwerk beliebte Motive. Nach einem Ausklang im Café mit Eis am 1. Oktober endete dann unsere kurze Fahrt mit dem Fazit: Deutschland ist schön und immer eine Reise wert.

Das Programm 2022 werden wir dann im November bekanntgeben.

Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat- und Geschichtsverein

Gruppe vor dem Hotel in Soest
Auf der alten Stadtmauer in Soest
Soest Marktplatz mit Dom
Altstadt Soest
Silhouette in Soest
St. Patrokli Dom in Soest
Brunnen in Werl
Wallfahrtskirche in Werl
Gnadenbild
Werl Krämergasse
Kirche in Werl
Ausklang

Die Jahresfahrt 2020 des Heimat – und Geschichtsvereins fiel pandemiebedingt aus und wegen der Unsicherheiten war deshalb auch 2021 keine Fahrt geplant. Stattdessen war beabsichtigt, die etwas weitere Umgebung mit ganztägigen Ausflügen ohne Reisebus zu erkunden. Auch dies war in der ersten Jahreshälfte leider nicht machbar.

Umso mehr freuten sich die Teilnehmer auf unseren Ausflug nach Freudenberg im Siegerland. Wir trafen uns nach „dezentraler“ Anfahrt am Technikmuseum und erlebten eine begeisternde Führung durch das Museum durch den Vorstand, Herrn Geldsetzer. Er erzählte uns zunächst die Geschichte des Museums, die mit der „Übernahme“ einer alten Dampfmaschine – Baujahr 1904 – am jetzigen Standort begann und nach gut dreißigjähriger Geschichte zum jetzigen Museum führte, das neben der Ausstellungshalle ein großes Außengelände mit Miniatureisenbahn und einen Anbau als „außerschulischen Lernort“ umfasst. So erläuterte unser Führer z.B. das Basteln eines Dampfbootes mit den Kindern aus wenig mehr als einem Styroporklotz und einem Ei. Das Technikmuseum will auch einen Überblick über die im 19. Jahrhundert beginnende Industriegeschichte des Siegerlandes und natürlich besonders Freudenbergs geben, was dann den Rundgang vom Webstuhl hin zur besagten Dampfmaschine prägte, die über einen vielfachen Riemenantrieb eine ganze Maschinenhalle antreibt. Ein Highlight des Museums ist ohne Frage aber auch die historische funktionsfähige Modell-Kirmes – restauriert an langen „Corona“-Tagen – die nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt. Auch dies ist ein Grund wiederzukommen.

Nach der Mittagspause führte uns der vielseitige Herr Geldsetzer dann als Stadtführer durch das historische Freudenberg. Es begann mit einem kurzen historischen Abriss auf einem Übersichtspunkt, der auch die „geradlinige“ Struktur der Altstadt erklärte, und führte dann durch die alten Straßen und Gassen. Die Gassen zwischen den Häusern heißen hier Wände – man geht ja „zwischen die Wände“. Er konnte buchstäblich zu jedem Haus etwas Interessantes berichten, so dass die zwei Stunden Führung zwar anstrengend, aber nicht langweilig wurden.

Nach einem Zwischenstopp im Eis-Café ging’s dann nach Friesenhagen (Landkreis Altenkirchen) zur Roten Kapelle, die im 17. Jahrhundert zum Gedenken an die Hexenprozesse weithin sichtbar auf einem Hügel unter einem alten Lindenbestand errichtet worden war.

Die Teilnehmer waren sich einig: Ein gelungener, schöner Tag und ein Format, das fortgesetzt werden sollte. Die nun zweite Veranstaltung mit Bernhard Plitzko wird uns Ende September mit einer Übernachtung nach Soest führen.

Wir wünschen nach ein paar schöne Sommertage

Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat– und Geschichtsverein

Herr Geldsetzer erklärt das Dampfboot
Historischer Webstuhl vor der Industrialisierung
Improvisierte fahrbare Säge aus Nachkriegstagen
Dampfmaschine von 1904
Riemengetriebener Maschinenpark
Modellkirmes
Anschicht Freudenberg
Wir gehen zwischen die Wände
Strasse in Freudenberg
Pause!
Rote Kapelle
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