Im Mai 2020 wollte der Heimat- und Geschichtsverein zu seiner alljährlichen Jahresfahrt – dieses Mal an die Bergstraße am Rande des Odenwalds – aufbrechen. Alles war vorbereitet, aber dann kam Corona dazwischen, und die Wochenendfahrt wurde erst einmal auf das Folgejahr verschoben. Nicht ein Jahr war ohne eine größere Fahrt, es wurden drei Jahre daraus! Nun endlich konnten wir am vergangenen Christi-Himmelfahrt-Wochenende die alten Planungen aufgreifen und mit 40 Fahrtteilnehmern umsetzen. Nach dem Aufbruch am Donnerstagmorgen führte uns der Weg zuerst zum Felsenmeer im Odenwald – eine geologische Besonderheit mit am Berghang frei liegenden runden granitähnlichen Felsbrocken, aber auch mit den Zeugnissen der Römer, die diese Formation als Steinbruch nutzten und die dort produzierten Werkstücke ihrer Steinmetzkunst weit hinaus über das damalige Siedlungsgebiet verbreiteten. Nicht so recht vorstellbar ist, wie der Transport der gewaltigen Säulen, die bis zu 30 t wiegen, aus dem Odenwald über Neckar, Rhein und Mosel bis zum Trierer Dom bewerkstelligt werden konnte. Manche Hinterlassenschaften – halbfertige, aber auch vollendete Steinmetzarbeiten – legen die Vermutung nahe, dass der römische Steinbruch im 4. Jh. n. Chr. wie fluchtartig verlassen wurde.
Wie ein Meer von Felsen
Unvollendetes Werkstück
Fertig bearbeitete Riesensäule, 9,3 m lang
Unsere Unterkunft in Heppenheim war nach der Ankunft Ausgangspunkt für ein erstes Kennenlernen der wunderschönen alten Baukultur an der Bergstraße. Der Marktplatz in der Altstadt bot neben der Erkundung am ersten Abend zugleich auch am Samstagabend Raum für den gemütlichen Ausklang in Heppenheim.
Ankunft / Einchecken im Hotel
Typisches Haus in der Heppenheimer Altstadt
Stimmungsvolle Gassen
Marktplatz
Auf dem Weg zur Starkenburg, Heppenheims wunderschöne Altstadt auf einen Blick
Der Freitag gehörte Weinheim und dem benachbarten Ladenburg, zwei Städte an der Bergstraße, die uns unser Führer Herr Spicker ganztägig nahebrachte. Wir erfuhren viel über die Botanik im Weinheimer Schlossgarten, besonders beeindruckend hier die gewaltigen Mammutbäume, die exotische Zedern und die urtümlichen Ginkgos. Die vielfältige Handwerkskultur der Stadt prägte das alte Weinheim mit seinem Gerberbachviertel. Am Nachmittag dann besuchten wir die Carl-Benz-Stadt Ladenburg mit ihrer langen römischen Vergangenheit. Wieder in Weinheim zurück rundete das Woinemer Brauhaus unseren Tag voller Eindrücke ab.
Schlosspark mit Blick auf das Weinheimer Schloss
Schlosspark, im Hintergrund die Burgruine Windeck
Gässchen im Gerberbachviertel
Kath. St. Laurentiuskirche, rechts Korporierte einer Studentenverbindung
Altstadtbrunnen mit Justitia
Zünftiger Tagesabschluss im Woinemer Brauhaus
In Speyer am Samstag leitete der Salierdom, ein architektonischer Schatz aus gelbem und rotem Sandstein, eindrucksvoll den Tag ein. Immer wieder aufs Neue beeindruckend die Wucht des Gebäudes mit der klaren Romanik und die Krypta mit den Gräbern der Salierkaiser. Das jüdische Viertel mit dem Judenhof und der unglaublich gut erhaltenen Mikwe bot uns zum einen einen Blick in die jüdische Kultur, führte uns aber auch deutlich vor Augen, dass Verfolgung und Ausgrenzung keine Erfindungen der Neuzeit sind. Den Abend, wie oben schon angesprochen, genossen bei herrlichem Wetter etliche von uns auf dem Marktplatz in Heppenheim mit seinen zahlreichen gastronomischen Möglichkeiten.
Westfassade / Haupteingang des Doms zu Speyer
Blick aus der Altstadt auf die Nordseite des Doms
Eingang zur Mikwe, und dann geht es fast 12 m in die Tiefe
Eine Führung durch das UNESCO Welterbe Kloster Lorsch bei schönstem Frühsommerwetter bildete am Sonntagmorgen den abschließenden kulturellen Höhepunkt und gab einen Einblick in vergangene Epochen, auch wenn die Blütezeit des Klosters schon tausend Jahre vergangen ist. Viel originale Bausubstanz ist nicht mehr zu sehen, sehr gut aber ist alles Wissenswerte zum Kloster im Museum an der Touristeninformation dokumentiert. In der großen Zehnthalle sind die vielen Originalfunde des Klosters ausgestellt. Nach dem Mittagessen in dem kleinen, aber feinen historischen Zentrum der Stadt Lorsch, stand der weitere Tag vor Ort zur freien Verfügung, bevor es am Nachmittag wieder zurück in die heimatlichen Gefilde ging.
Karolingische Königshalle
Rest eines klösterlichen Kirchengebäudes
Sarkophag, Sandstein, ausgestellt in der Zehnthalle
Immer wieder auf der Fahrt klang es von den Teilnehmern: „Eigentlich viel zu kurz, noch viel zu sehen: Wir kommen wieder!“ Vielleicht haben wir Ihnen mit dieser kurzen Reiseschilderung „Appetit“ darauf gemacht, bei der nächsten Wochenendfahrt in 2024 oder auch auf einer unserer Exkursionen dabei zu sein.
Bernhard Plitzko, Hans-Jürgen Parpart