Vom 11. bis 13. Mai 2018 führte uns die diesjährige Jahresfahrt des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid nach Ostwestfalen in das Lipperland.
Den Auftakt machte Lemgo. Eine pensionierte Realschulrektorin, die Schwester eines Vereinsmitglieds, ließ es sich nicht nehmen, uns voller Begeisterung ihre Heimatstadt zu zeigen. Vielleicht weil sie keine Stadtführerin ist, gelang es ihr uns Lemgos Geschichte und Schönheiten vor Augen zu führen. Beginnend mit dem Hexenbürgermeisterhaus, in dem 200 Hexen verurteilt wurden, über das Rathaus, das Sonnenuhrenhaus oder das Planetenhaus wusste sie viel zu berichten. Der Besuch des Junkerhauses mit seiner skurrilen Gestaltung in Holz ist ein Muss für den Besuch in Lemgo! Hochinteressant war auch der Blick in die Kirchengeschichte. Lemgo war früh lutherisch, wollte aber nicht wie der Fürst reformiert werden und setzte sich durch! Zeichen ist die Nicolaikirche – bis heute lutherisch. Eine Besonderheit sind deren zwei Türme: einer kirchlich, der andere diente weltlichen Zwecken und gehört der Stadt.
Weil der Fürst seine reformierte Religion in Lemgo nicht durchsetzen konnte verlegte er seine Residenz in das benachbarte Detmold, unser Ziel für den nächsten Tag. Bei einem Rundgang durch das vierflügelige Schloss erfuhren wir, dass sich dieses deshalb auch als „Burg“ eignete und wegen Wassergraben und hoher Mauern nie eingenommen wurde. Warum ist im NRW-Wappen die Lippische Rose? Weil das Lipperland unter britischer Verwaltung nach dem zweiten Weltkrieg sich für Niedersachsen oder NRW entscheiden musste und NRW zusagte, der Rose einen Platz im Wappen zu geben!
Die „Arme Magd Anne Marie“ machte in mittelalterlicher Tracht und mit Gitarre und Gesang auch eine Stadtführung der anderen Art! Dabei wurde die wechselhafte Geschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit vor dem inneren Auge lebendig, unterstrichen von den wunderschönen Gebäuden der Altstadt. Schönheiten, die wir so nicht erwartet hatten. Der Nachmittag und Abend boten reichlich Gelegenheit für eigene Erkundungen, den Genuss der westfälischen Gastronomie und Braukunst sowie viele Gespräche.
Der Sonntag war wieder katholisch. Wir besichtigten das eindrucksvolle Kulturerbe Kloster Corvey mit der Kaiserkirche aus 885. Sehenswert war die Bibliothek, die Hoffmann von Fallersleben hier im 19 Jahrhundert mit 74.000 Bänden als eine der größten privaten Bibliotheken in Deutschland schuf. Ein Kurzbesuch in Höxter, wo die Kirchen wiederum die Ökumene betonten, bildete den Abschluss.
Es waren bei tollem Wetter drei beeindruckende Tage im schönen Deutschland!
Wir freuen uns auf die Fahrt 2019.
Hans-Jürgen Parpart, 1. Vorsitzender Heimat – und Geschichtsverein