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Istanbul – Schmelztiegel der Kulturen

Istanbul

Reise nach Istanbul (14.03.08 – 20.03.08)

28 Reisende verlebten von Freitag, dem 14.03.08, bis Donnerstag, dem 20.03.08, unvergessliche Tage in der türkischen Metropole am Bosporus.

Şeref Bay, unser gut gebildeter und viel wissender türkischer Reiseführer, gab uns einen hervorragenden Einblick in 2700 (!) Jahre griechischer, römischer, byzantinischer, osmanischer und türkischer Geschichte der Stadt: Byzanz, Konstantinopel, Istanbul.

 Der Einfluss abendländischer Kultur auf den vorderen Orient ist in Istanbul sehr gut nachvollziehbar. Hier hatte Konstantin d. Gr. 330 n. Chr. in Byzantion Roma Nova, das ,Neue Rom’, errichten lassen und eingeweiht, und für viele Jahrhunderte hieß die Stadt nach seinem Namen Konstantinopel. Wer die letztjährige Konstantinausstellung in Trier besucht hatte, fand nun in Istanbul den direkten Blick auf einige in Trier modellhaft nahe gebrachte Originalschauplätze, man denke nur an das Hippodrom (Pferderennbahn) mit seinen markanten Obelisken und die Hagia Sophia, diese faszinierende Kirche, die Kaiser Justinian im 6. Jhd. errichten ließ.

Das oströmische bzw. byzantinische Reich hatte Bestand bis 1453, bis es nach wiederholten Angriffsversuchen durch den Osmanen Mehmet II. eingenommen wurde. Wie schwierig es war, Konstantinopel einzunehmen, vermittelte uns Dr. Göksel Sazci, ein namhafter türkischer Archäologe, der in Tübingen studiert hat und nun an Projekten in Istanbul, aber auch in Troja beteiligt ist, an der gewaltigen Land- und Wehrmauer. Hier konnten wir vor Ort erstmals anschaulich die hervorragende Lage Konstantinopels einschätzen, das durch das Marmarameer, den Bosporus, das Goldene Horn als Meeresarm und ebendiese Landmauer geschützt war. Wir sahen Reste byzantinischer Palastherrlichkeiten und lernten an diesem Tag auch die Chorakirche kennen mit ihren kunstvollen Decken- und Wandgestaltungen, die in Mosaiken Szenen der Bibelgeschichte zum Gegenstand haben.

 Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wollte ich alle gesehenen Örtlichkeiten benennen und alle Unternehmungen dieser Reisetage beschreiben. Einige Highlights seien dennoch genannt: Die Hagia Sophia in ihrer Entwicklung als Kirche, Moschee und heutiges Museum. Die Palastherrlichkeiten der Sultane, repräsentiert durch den Topkapı-Palast mit seinen unglaublichen Schätzen und den Dolmabahçe-Palast mit seinen prunkvollen Räumlichkeiten. Die Sultan Ahmet-Moschee (Blaue Moschee) und die Moschee von Süleyman dem Prächtigen, zu dessen Zeit das Osmanische Reich seine größte Ausdehnung hatte.

 Ein besonderer Schwerpunkt unserer Bildungsreise lag auf dem Besuch kirchlicher bzw. religiöser Einrichtungen mit Stammsitz in Istanbul.

So erlebten wir den griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomeus in einer Nachmittagsvesper. Hinterher wurden wir durch seinen Vertreter für Öffentlichkeitsarbeit in die besonderen Probleme dieses Kirchensitzes, der bis in römische Zeit zurückgeht, aufgeklärt. Die griechisch-orthodoxe Kirche hat weltweit ca. 250 Mill. Gläubige.

Ein interessanter Vergleich bot sich uns durch den Besuch im Patriarchat der Armenischen Kirche, eine der ältesten christlichen Kirchen. In der uns gebotenen Audienz flossen nur spärlich offene Informationen zu Problemen dieser in der Türkei mittlerweile kleinen Glaubensgemeinschaft. Es entstand der Eindruck, dass man Schuldfragen zum Vorgehen der Türken gegen die Armenier während des Ersten Weltkriegs nicht ansprechen wollte.

Eine weitere kleine Glaubensgemeinschaft in Istanbul bilden die Protestanten der ‚Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei’, deren Pfarrer uns Einblicke in gut gepflegte Ökumene mit den katholischen und griechisch-orthodoxen Christen Istanbuls gab.

Diesen drei von uns besuchten Einrichtungen war eines gemeinsam: Der allseits dominierende Islam versucht sie in ihrem Wirkungsgrad zu behindern, besser gesagt nichtig zu machen. Dieser Eindruck verfestigte sich, als wir eine Audienz beim obersten Müftı von Istanbul, dem Glaubensvorsteher der dortigen Muslime, wahrnahmen. Dessen Stellvertreter antwortete uns zu unseren auch kritischen Fragen fast immer zu ‚glatt’. Aufschlussreich war vor allem seine einseitige Sichtweise zur Integration der Muslime in Deutschland, insbesondere in Köln.

Ohne unseren Dolmetscher Şeref Bay wäre eine solche Audienz mit dieser angeregten Diskussion und ihren Erkenntnissen für alle Reiseteilnehmer nicht denkbar gewesen!

 Genug nun an Details zu unserer Reise – eine Sache sei aber auch noch gesondert erwähnt: wir haben in diesen Tagen ein tolles Leben genießen dürfen!

Unser Hotel lag oberhalb des Hippodroms und hatte ein Restaurant im 7. Stock, gleichzeitig unser Frühstücksraum, das den ungehinderten Blick auf die Hagia Sophia und die Blaue Moschee zuließ. Unvergessen ein Abendessens mit Panoramablick auf die beiden herrlich erleuchteten Bauwerke. Mehrfach suchten wir landestypische Lokalitäten zum Abendessen auf, wo wir türkische Musik - nicht immer ein Genuss für das westeuropäische Ohr-, in einem Lokal auch Bauchtanz geboten bekamen. Eine Fahrt mit einem Linienschiff auf dem Bosporus, verschiedene Einkaufsbummel in den riesigen überdachten Basaren und auch der Besuch des nahe gelegenen moderne Stadtteils Galata mit seinem markanten mittelalterlichem Turm und dem Taksim-Platz bildeten abwechslungsreiche Alternativen zu den vielfältigen Bildungsangeboten.

 Abschließend sei mir die Bemerkung erlaubt, dass diese eindrucksvolle Fahrt ohne die genauen Vorbereitungen und schlussendliche Gestaltung durch Herrn Bernhard Hoff nicht annähernd so gut hätte gelingen können.

Herr Hoff plant für den Verein im Herbst eine Reise nach Kreta (s.u.).

 Bernhard Plitzko

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