Springe zum Inhalt

Exkursion des HuGV am 27.05.22 nach Kloster Knechtsteden (Dormagen) und Schloss Dyck (Jüchen)

Mit fünf PKW machten sich am 27.05.22 zwanzig Vereinsmitglieder in noch starkem Regen in den Kölner Norden auf, um das sehenswerte Kloster Knechtsteden in Dormagen zu besuchen.

Die günstige Wetterprognose erfüllte sich, und wir waren um 10:00 Uhr im Trockenen vor der Klosterbasilika versammelt, um dort von Pater Michael Wegner, Spiritaner, zur Führung in Empfang genommen werden zu können. Seine detailreiche, oft auch humorvoll unterlegte Führung hat uns ausgesprochen gefallen!

Im Außenbereich erzählte er uns die wechselvolle Geschichte der Anlage, vom frühen 12. Jahrhundert als Gutshof ausgehend. Die mächtige Basilika nimmt ihren Ursprung von einem Bau her, der zwischen 1138 – 1181 stattfand. Bis zu Säkularisierung wirkten hier die Prämonstratenser, der Orden, der vom Hl. Norbert von Xanten (etwa 1080 – 1134, zuletzt Bischof von Magdeburg) begründet worden war. Die Prämonstratenser hatten das Kloster in seiner heutigen Form aufgebaut.

Wie auch viele anderen kirchlichen Institutionen erlebte das kurz nach 1800 aufgelöste Kloster im 19. Jahrhundert eine sehr wechselhafte Geschichte, bis die Spiritaner 1895 vom Kölner Erzbischof Kardinal Krementz den Auftrag bekamen, das Kloster, das nach dem Brand von 1869 in großen Teilen verwüstet war, wieder aufzubauen. Das Kloster entwickelte sich zum Missionshaus der Spiritaner bzw. zur Ausbildungsstätte deren Missionare. Die heutige „Kongregation vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzen Mariens“ (kurz: Spiritaner) hat sich seit ihrer Gründung in 1848 die missionarische Sendung in der Weltkirche zur Aufgabe gesetzt. Der Orden hat weltweit derzeit ca. 3000 Mitglieder. Heute leben in der Niederlassung rund 25 Spiritaner aus verschiedenen Ordensprovinzen, auch aus anderen Ländern.

Pater Michael zeigte uns den Friedhof, auf dem alle Spiritaner Deutschlands ihre letzte Ruhestätte finden.

In der auch von ihren Ausmaßen her beeindruckenden Kirche dann die Führung vom Westteil, mit dem imposanten Fresko von 1160 in der Apsis, durch die Kirche bis zur östlichen Apsis mit Altar. Auf dem Wege dorthin ein altes mittelalterliches Gnadenbild, die Pietà, mit der Mutter Maria und dem ausgezehrten Leichnam Christi. Die Bedeutung der Kirche liegt in der erhaltenen reinen romanischen Bauform. Wie in vielen Kirchen befinden sich im Ostteil hohe gotische Fenster. Papst Paul VI. hat der Klosterkirche am 25. Juli 1974 den Ehrentitel einer Basilika Minor verliehen. Basilika ist also nicht nur architektonisch gesehen eine besondere Bauform, sondern auch eine Ehrenbezeichnung, die vom Vatikan verliehen wird.

Kloster Knechtsteden im Abendlicht
Barockes Tor zur Klosteranlage
Pater Michael begrüßt uns und erzählt die Geschichte des Kirchenbaus
Blick auf die Westapsis der Basilika,
links das Missionshaus mit dem Klosterladen
Auf dem Friedhof der Spiritaner
Auf dem Friedhof der Spiritaner
Blick durch die Basilika nach Osten auf den Altarbereich
mit den gotischen Fenstern
Schöner Blick durch das geöffnete südliche Hauptportal.
Im Hintergrund der Zugang zum Friedhof
Das eindrucksvolle Deckenfresko in der Westapsis der Kirche. Jesus Christus
direkt eingerahmt von den vier Evangelisten, daneben links und rechts Petrus und Paulus,
darunter die verbleibenden elf Apostel.
Die gotischen Fenster in der Ostapsis
Die Antoniusstatue, die aus dem Außenbereich der Kirche geholt
und hier restauriert aufgestellt wurde
Kirchenmodell aus Holz
Urkunde zur Erhebung der Kirche zu einer Basilika Minor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Kirche führte uns Pater Micheal in den Kreuzgang des Klosters, der der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist. Hier in die Sakristei, wo er uns unter anderem prachtvolle, auch sehr alte Priestergewänder zeigte. Ein absolutes Highlight war dann der Gang in die Bibliothek, die wertvolle Bücher beherbergt. Das älteste datiert von 1490, es wird in einem Tresor verwahrt. Zu Demonstrationszwecken lag auf einem Tisch ein Buch in wahrhaft gigantischen Ausmaßen, welches der Pater für uns ‚aufschlug‘. Bei diesen alten Büchern war der Deckel oft mit Schlössern zugemacht, die zum Öffnen im wahrsten Sinne des Wortes aufgeschlagen werden mussten. Eine umfassende Bibliothek gehörte im Übrigen früher in jedes Kloster.

Den Abschluss der Führung bildete ein Blick in das edle, durch die eigene Schreinerei gebaute Treppenhaus, das zum Wohnbereich der Mönche führt, weiter ein Blick in den Speisesaal der Mönche, wo sich das Mittagessen des Tages ankündigte.

Mit einer freundlichen Verabschiedung entließ uns Pater Michael aus dem Gebäude in unsere Mittagspause. Die Fahrtteilnehmer hatten nun noch Gelegenheit, den Klosterladen zu besuchen, bevor wir zu unserem Mittagessen den vor dem Kloster gelegenen Klosterhof aufsuchten.

Eine Bemerkung noch am Rande: Mit den 10 bedeutenden großen romanischen Kirchen in Köln, die alle ihren eigenen Reiz und eine charakteristische Note haben, sind noch drei weitere romanische Kirchen im Rheinland als wirklich bedeutend zu nennen. Die drei großen Basiliken: Die Münsterkirche in Bonn, die Basilika zu Kloster Knechtsteden und das Quirinusmünster in Neuss.

Blick in den Kreuzgang auf dem Weg zur Sakristei
Blick aus dem Kreuzgang in den Innenhof
Pater Michael erklärt die Bedeutung der historischen Bibliothek
Ein Teil der Bibliothek
Ein etwa 400 Jahre altes Buch zur Ansicht. Gut erkennbar die sog.
Biernägel, die den Deckel des aufgeklappten Buches vor einem
verunreinigten Tisch schützen sollten
Das Buch wird von Pater Michael ‚aufgeschlagen‘
Das gedruckte Buch wird begutachtet
Klosteranlage Knechtsteden in der Totale, aus dem Prospekt abfotografiert

Um 14:00 ging es dann weiter über Landstraßen Richtung Schloss Dyck, Jüchen. Die Fahrt dorthin vermittelte einen guten Eindruck von der Landschaft des Niederrheins nördlich von Köln, die von weiten Agrarflächen geprägt ist. Rechter Hand der B 477 im Hintergrund die ausgedehnten Waldgebiete, die man für eine Fahrradtour von Kloster Knechtsteden aus Richtung Neuss nutzen kann. Die B 477 verließen wir dann, um an Schloss Hülchrath vorbei nach Kapellen/Erft zu fahren, und um uns letztendlich auf dem großen Parkplatz zu Schloss Dyck zu treffen.

Hier wurden wir um 15:00 am Eingang der Gesamtanlage von unserer Führerin für Park und Schloss in Empfang genommen. Vorab sei es schon einmal gesagt: Wer die Anlage nicht kennt, sollte unbedingt Schloss Dyck einmal einen Besuch abstatten. Ich behaupte, der Wunsch wiederzukommen, wird bei Verlassen des Schlosses da sein!

Das Wetter zum Nachmittag hin hatte sich, wenn auch etwas windig, zu einem tollen, sonnigen Spätfrühlingstag aufgebaut, was natürlich dem Gang durch den Park und dem Caféaufenthalt im Hofe der Schlossanlagen zum Abschluss unseres Besuches sehr entgegenkam.

Also, zurück zu unserer Schlossbegehung, die zuerst durch die ausgedehnten Parkanlagen führte. Man hat einen guten Eindruck gewinnen können, was eine Parkanlage von 54 Hektar (!) gepflegten englischen Landschaftsgartens mit altem Baumbestand ausmacht. Die ausgesprochen kompetente Führerin übertrug ihre erkennbare eigene Begeisterung auf unsere Gruppe.

Schloss und insbesondere die Parkanlage haben in der heutigen Ausprägung Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, selbst herausragender Botaniker und Pflanzensammler, und seine Gattin Constance de Salm, die den Musen im Allgemeinen sehr zugewandt war, ausgestalten lassen. Die zur damaligen Zeit bekannten Garten- und Parkgestalter, der Rheinländer Maximilian Friedrich Weyhe, später dann der Schotte Thomas Blaikie, erfüllten von ca. 1800 bis 1834 den Auftrag der Gestaltung. Als letzte des Hauses lebte bis 1991 Fürstin Cecilie zu Reifferscheidt-Salm-Dyck im Schloss und brachte ihre persönlichen Vorstellungen von Parkgestaltung ein.

Der Erhalt der umfassenden Schlossanlagen wurde danach in die Hände einer eigens dafür eingerichteten Stiftung gelegt. Mit Mitteln aus dieser Stiftung und kommunaler, weiter Landes- und Bundesbeteiligung, weiter durch die Eintrittspreise und einer geschickten Vermarktung, was Veranstaltungen angeht, ist es gelungen, die Schlossanlage und ihre Umgebung in dieser sehenswerten Form zu erhalten, zu pflegen und auszugestalten. 2002 fand hier die Landesgartenschau NRW ein geeignetes Ambiente in würdiger Örtlichkeit und Umgebung.

Durch den verbliebenen Rest der schlosseigenen Gärtnerei führte uns unser Weg erst durch den, noch nicht so lange existierenden, asiatischen Garten, der auch noch nicht ganz vollendet ist, was die malerischen Teiche angeht. Welche Ausmaße ein Bambuswald mit seinen gigantischen Gräsern‘ hat, deren Halme zum Teil armdick sind, konnten wir erfahren. Der aktuelle Baumbestand im Park umfasst neben etwa 200 Jahre alten Bäumen natürlich immer wieder nachgepflanzte Bäume und Büsche. An vielen Stellen erfreuten einen die derzeit prächtig blühenden, riesigen Rhododendronbüsche.  Neben weiträumigen Sichten bzw. Ausblicken führte uns unser Weg auch auf verwunschen wirkenden Pfaden. An einer barocken Brücke vorbei, immer wieder mit traumhaften Blicken auf das Wasserschloss, ging unser Weg über eine Brücke in den eigentlichen Schlossbereich, wo wir die Schloss- und Fürstengeschichte in Räumlichkeiten, die die Pracht und Macht des hohen Adels ausstrahlten, erzählt bekamen.

Die zwei Stunden der Führung waren wie im Fluge vergangen. Wir hatten von 17:00 an noch ausreichend Gelegenheit, uns im Schlosscafé einen Kaffee oder ein Kaltgetränk zu gönnen, ehe wir um 18:00 mit Schluss der Öffnungszeiten zu unseren Autos gingen, um die Heimfahrt anzutreten. Einmal so eben um die Ecke gelegen ist Schloss Dyck für uns nicht, 80 km Heimfahrt mussten noch absolviert werden. Mein PKW war um 19:30 dann am Startpunkt des Ausfluges, am Antoniusplatz in Neunkirchen, wieder angekommen.

Weg vom Eingang durch die ehemalige Gärtnerei
Ein Artischockengewächs
Artischocke von nahe
Teich im asiatischen Garten
Weg durch einen Bambuswald
Überall fiel durch Büsche und Bäume der Blick auf das Schloss
Einer der vielen kleinen Weiher im Park
Blick über diesen Weiher zur barocken Brücke
Die schmucke kleine barocke Brücke
Welcher Anblick an Bäumen und Büschen
An vielen Stellen im Park neben den Bäumen blühende Büsche
Das Wasserschloss in voller Pracht
Blick durch zwei Büsche
Rhododendren überall in Blüte
Blick auf eine 200 Jahre alte Sumpfzypresse am Schlossteich
Innenbereich des Schlosses
Das Wappen der Fürstenfamilie Salm-Reifferscheidt-Dyck
Schlossinnenhof mit Eingang ins Schloss, heute Museum
Innenbereich des Schlosses mit Blick in den Park
Weiterer Innenbereich des Schlosses
Weiterer Innenbereich des Schlosses

 

Innenbereich des Schlosses mit Blick am Schlosscafé vorbei auf
den Ausgang im Turm

 

 

 

 

 

 

 

 

Im September steht eine weitere Fahrt in den Neusser Raum an mit Besichtigung der Stadt Neuss und dem bedeutenden Quirinusmünster, nachmittags mit einem Besuch der Museumsinsel Hombroich an/in der Erft. Dass sich eine solche Fahrstrecke in den Neusser Raum lohnt, hat die oben beschriebene Exkursion wohl gezeigt!
Für den HuGV
Bernhard Plitzko

 

Kontakt || IMPRESSUM || DATENSCHUTZERKLÄRUNG